Lehmglätte verarbeiten – Die einfache Anleitung für Einsteiger

Lehmglätte: vielleicht hast du davon schon gehört, vielleicht ist es auch komplett neu für dich. Aber keine Sorge: In dieser Anleitung erklären wir dir, was Lehmglätte ist, wofür du sie einsetzen kannst und wie du sie ganz einfach selbst verarbeitest, auch wenn du kein Profi bist.


Was ist Lehmglätte überhaupt?

Lehmglätte ist ein besonders feiner, natürlicher Wandputz, den man ganz dünn wie eine Spachtelmasse auf Wände oder Decken aufträgt. Er besteht aus Lehm, Sand, Tonmehl und manchmal auch natürlichen Farbpigmenten – komplett ohne Chemie, Zement oder Kalk. Dadurch ist Lehmglätte diffusionsoffen (also atmungsaktiv), feuchtigkeitsregulierend und besonders wohngesund.

Die fertige Oberfläche sieht glatt, edel und leicht wolkig aus fast schon ein bisschen wie Beton, aber viel weicher und natürlicher. Je nachdem, wie du sie aufträgst, kann sie matt, seidig oder sogar leicht glänzend wirken.


Wo kann ich Lehmglätte anwenden?

Lehmglätte ist ideal für den Innenbereich, also für Wände und Decken in folgenden Räumen:

✅ Wohnzimmer
✅ Schlafzimmer
✅ Flure & Treppenhäuser
✅ Küchen (außer direkt am Herd oder in Nasszellen)
✅ Gäste-WC oder Badezimmer (nur außerhalb des Duschbereichs)

Lehmglätte eignet sich sowohl für neue Wände (z. B. Neubau oder Trockenbau) als auch zur Renovierung von Altbauwänden, solange der Untergrund gut vorbereitet ist.


Warum Lehmglätte?

  • Natürliche Raumluft: Lehm nimmt Feuchtigkeit auf und gibt sie wieder ab – ideal für gutes Raumklima

  • Keine Schadstoffe: komplett ohne Konservierungsstoffe, Lösungsmittel oder synthetische Zusätze

  • Feine Optik: elegant, individuell, mit lebendiger Oberfläche

  • Lässt sich überstreichen oder reparieren

  • Recyclingfähig und nachhaltig


Was du brauchst – Material & Werkzeug

Material:

Werkzeug:

  • Mörtel-Eimer und Bohrmaschine mit Quirl

  • Glättkelle (Edelstahl oder Kunststoff)

  • Flächenspachtel

  • Schwamm oder Schwammbrett

  • Abdeckvlies & Malerkrepp

  • evtl. Staubmaske (beim Anrühren)


Schritt-für-Schritt-Anleitung

1. Untergrund vorbereiten

Ein guter Untergrund ist das A und O. Der Untergrund sollte:

  • trocken, sauber und fest sein

  • frei von Staub, Fett oder alten losen Farbresten

  • leicht saugfähig (nicht zu glatt, nicht zu saugend)

Tipp: Am besten mit einer speziellen Lehm-Grundierung (farb- oder transparent) vorbehandeln. Diese sorgt dafür, dass die Lehmglätte gleichmäßig trocknet und gut haftet.

Bei Rissen, Löchern oder unebenen Stellen empfiehlt es sich, vorher mit Lehmspachtel oder Füllmörtel zu glätten.

2. Alles gut abkleben

Lehmglätte lässt sich zwar später auch abwischen, aber es spart viel Zeit, wenn du Fensterrahmen, Steckdosen, Sockelleisten usw. vorher sorgfältig abklebst.


3. Lehmglätte anrühren

  • Gib die Pulvermenge in einen Eimer mit kaltem Wasser

  • Falls du Pigmente verwendest, rühre diese zuerst vollständig ins Wasser ein

  • Mit Bohrmaschine und Quirl kräftig durchrühren, mind. 5 Minuten

  • Nach 15–20 Minuten Ruhezeit nochmals durchrühren

  • Die Konsistenz sollte cremig-spachtelbar sein und nicht zu flüssig!


4. Lehmglätte auftragen

  • Trage die Masse mit der Glättkelle dünn und gleichmäßig auf die Wand

  • Arbeite in mehreren Schichten (meist 2 reichen völlig)

  • Lass die erste Schicht leicht antrocknen (sie darf nicht mehr schmieren), bevor du die nächste aufziehst

  • Ziehe bei Bedarf feine Unebenheiten nach dem Antrocknen mit einem leicht feuchten Schwamm glatt

Tipp: Weniger ist mehr. Lieber dünn arbeiten und zwischendurch kontrollieren, als zu viel Material auf einmal verwenden.


5. Oberfläche glätten

  • Wenn die letzte Schicht fast trocken ist (nach ca. 2–5 Stunden), kannst du mit der Edelstahl- oder Kunststoffkelle die Oberfläche glätten und verdichten

  • Je nachdem, wie oft und mit welchem Druck du glättest, entsteht eine matte oder leicht glänzende Oberfläche

  • Mit etwas Wasser nachhelfen, wenn die Fläche schon zu trocken ist


Wichtige Tipps für Anfänger

  • Achte auf den richtigen Zeitpunkt zum Glätten, zu früh schmiert es, zu spät haftet nichts mehr

  • Verwende lieber Kunststoffkellen für matte, gleichmäßige Oberflächen

  • Teste das Material zuerst auf einer kleinen Fläche

  • Keine Angst vor Fehlern: Unebenheiten kannst du mit einem feuchten Schwamm wieder glätten oder später ausbessern

  • Lehm ist verzeihend, du kannst Reste sogar wiederverwenden, wenn sie trocken geworden sind!


Nach dem Arbeiten

Lehmglätte ist wasserlöslich – daher lassen sich Werkzeuge einfach mit Wasser reinigen. Trockene Reste kannst du im Hausmüll entsorgen oder einfach im Garten verteilen, ganz im Sinne der Nachhaltigkeit.

Fazit

Lehmglätte ist leicht zu verarbeiten, wohngesund und wunderschön – ideal für alle, die auf natürliche Materialien setzen und eine ganz besondere Wandgestaltung suchen. Mit ein wenig Vorbereitung und dieser Anleitung kannst du dir dein eigenes Raum-Unikat erschaffen!

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